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Wir müssen nur wollen
Über die Entgrenzung des menschlichen Willens
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Wir müssen nur wollen
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Wir müssen nur wollen

Liebe kann bekanntlich blind machen. Anscheinend ist dies Teil einer echten, intensiven Liebesverbindung und eine offensichtlich unvermeidliche Begleiterscheinung, vor der man sich selbst dann nicht schützen kann, wenn man es noch so sehr zu verhindern versucht.

So scheint es manchmal, als ob so einige der Verantwortlichen in unserer Gesellschaft derzeit etwas traumwandlerisch und verblendet durch ihre Umgebungen laufen würde. Denn von den meisten ist - neben anderen - eine Entdeckung bisher ziemlich unbeobachtet geblieben, die im Sommer 2016 an der Universität von Berkeley, Kalifornien, gemacht worden ist.

Eine Forscherin mit Namen Dr. Jennifer Doudna hat dort eine bahnbrechende Erfindung im Bereich Genetik gemacht. Sie hat herausgefunden, dass Viren sich auf ganz natürliche Art an die DNA Strukturen von Zellkernen ankoppeln, diese aufbrechen und sie nach den Anweisungen des Virus zielgenau verändern können. Dr. Doudna und die mit ihr arbeitenden Forscher machten sich diese Kenntnisse zunutze und haben nun eine Methode entwickelt, um jede DNA eines jeden beliebigen Lebewesens an jeder beliebigen Stelle wie man möchte und unmittelbar manipulieren zu können.

Was sich zunächst einmal als recht wissenschaftlich und obskur anhört, ist in Wirklichkeit der Beginn einer Revolution im Bereich der sog. „Lebenswissenschaften“. Während man früher auf eine Heerschar von gut ausgebildeten Biochemikern und millionenteurer Laborausstattung angewiesen war und wenn überhaupt dann recht lange und in aufwendiger Weise durch zumeist Reproduktion auf eine genetisch veränderte Spezies warten musste, so ist diese neue Methode mit Namen ‚CRISPR Cas9' nun für ein paar hundert Euro zu haben und praktisch von jedermann mit einfachem Laborwerkzeug in seiner Garage durchzuführen.

Nun können sogar Hobbyforscher ganz gezielt den elementar zugrunde liegenden Basis-Code eines jeglichen lebenden Wesens so verändern wie sie wollen. Was früher erst mit viel Aufwand und dann wegen des immer wieder dazwischen funkenden Zufalls erst und eventuell nur durch Fortpflanzung in der nächsten Generation erfolgte, wird nun gezielt und mit Sicherheit veränderbar. Sofort und punktgenau. DNA Strukturen von Stammzellen können nun uneingeschränkt manipuliert und alle nachfolgenden Generationen so geformt werden, wie man es zuvor bestimmt hat - ohne Ausnahme und zu einhundert Prozent.

Die ersten Anwendungen dieser Forschung werden schon heute verwirklicht. Bereits vor Monaten wurden mit Hilfe von Dr. Doudna’s Methode genetisch manipulierte Anti-Mücken gezüchtet, die in Brasilien millionenfach ihre Malaria-Virus tragenden Artgenossen eliminiert haben. Genetisch bedingte Krankheiten beim Menschen könnten in der sehr nahen Zukunft ein Ding der Vergangenheit werden. In der Landwirtschaft wird durch CRISPR Cas9 gerade an allen möglichen Anwendungen für Pflanzen und Nahrungsmittel geforscht, die alles in den Schatten stellen, was jemals dem Menschen möglich gewesen ist. Chinesische Wissenschaftler behaupten Ende 2018, dass sie erfolgreich genetisch-manipulierte Babies 'erstellt' hätten, die immun gegen HIV seien.

Man kann wohl nur ungefähr erahnen, in welche bösartigen Forschungen diese neue Methode ebenso ausarten könnte. Beim Team von Dr. Goudna an der UC Berkeley versucht man deshalb auch in einer gut gemeinten, aber wohl als etwas hoffnungslos zu bezeichnender Weise, ethische Grundsätze für die Anwendung dieser Methode zu definieren. Diese in der Praxis umzusetzen wird vermutlich ergebnislos verpuffen, auch angesichts der geringen Kosten für CRISPR Cas9 und die bei ein paar hundert Euro liegen.

So hat diese auf den ersten Blick unscheinbare, neuartige Methode im Bereich der Genetik ganz plötzlich Türen zu philosophischen Fragen aufgestossen, die man erst in einigen Jahrzehnten oder Jahrhunderten erwartet hätte. Denn nun, da der Mensch mit Werkzeugen ausgestattet werden wird, die ihn zunehmend dazu befähigen, Lebensformen zu manipulieren, wie er will, kommt unweigerlich die Frage auf, was es denn nun ist, das er wirklich will.

Will ein Ehepaar in der vielleicht nicht fernen Zukunft ein DNA manipuliertes Kind, das potentiell hochintelligent sein wird, oder möchte es doch lieber nicht, dass es ein zwar intelligentes Kind wird, das aber mit höherer Wahrscheinlichkeit an Depression leiden könnte. Möchte man Elefanten bald mit kleinen Ohren oder sind die großen doch besser ? Sollen Kiwis die Größe von Wassermelonen haben ? Sollen Mücken gänzlich abgeschafft werden, oder hat dies Konsequenzen auf andere Lebewesen und wenn ja, welche ? Und natürlich macht CRISPR Cas9 auch nicht vor den Genen des Menschen halt.



Rückblickend ist die Menschheit seit ihrem Beginn in immer beschleunigteren Phasen über Jahrtausende wesentlich damit beschäftigt gewesen, Werkzeuge für das Leben zu erfinden und zu erneuern. Mit Dr. Goudna’s Methode wird nun eine gänzlich neue Pforte in dieser Entwicklungsgeschichte geöffnet, denn von nun an könnten es nicht mehr nur die Werkzeuge sein, denen der Mensch sich widmet, sondern zunehmend werden es die Werkzeuge sein, die die Natur und ggf. den Menschen irgendwann selbst neu erfinden und verbessern können. Der Schüler könnte so zum Meister werden.

Es wird schon bald um die Wurst gehen, darum, was es in Wahrheit bedeutet könnte, Mensch zu sein und darum, eine zunehmend schwierige und in der Zukunft nur noch verstärkt Kopfschmerzen verursachende Entscheidung zu fällen, wie man dieses Menschsein - sofern man sich dazu überhaupt noch entscheidet - schützen wird. Es wird um verstärkte Hinwendung zum Kern des Menschen gehen müssen und darum, diese mit viel Kraft und Einsatz zu bewahren, sollte der wissenschaftlichen Über-Machbarkeit ein wirksamer Gegenpol aufgerichtet werden sollen.

Und es wird zunehmend nötig werden, an das moralische Gewissen und einer wie auch immer gearteten Einhaltung dessen an einen jeden Einzelnen zu appellieren und nicht mehr nur moralisch-ethische Grundfragen auf Organisationen und Institutionen zu übertragen.

Nur so werden die auf uns zu rollenden Herausforderungen wohl wirklich zu bewältigen sein. Die Zeit der großen Organisationen und Institutionen wird sich wahrscheinlich dem Ende zuneigen müssen, damit eine moralisch-ethische Verpflichtung zunehmend auf das Individuum selbst übertragen werden kann. Anders wird sich eine menschliche Katastrophe und Tragödie wohl nur sehr schwer verhindern lassen können.

Natürlich ist zu erwarten, dass - wie immer - jede neue gesellschaftliche Entwicklung auch irgendwann eine Gegenbewegung schafft. So könnte man vermuten, dass sich irgendwann am Horizont ein Anti-Pol abzeichnen könnte, der massiv vom eigenen, menschlichen Willen mit Absicht den größtmöglichen Abstand nehmen könnte. Und wäre man dann nicht wieder bei einer Übertragung des eigenen Willen auf etwas anderes angelangt ?

Würden so Blinde dann irgendwann auch wieder sehen können ?





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